Überblick Weiterbildung für alle?!
- Anspruch:
- Aufwand:
- Zielgruppe: Management
Sie setzen eine neue Software ein oder die rechtlichen Rahmenbedingungen haben sich geändert, so dass eine Weiterbildung für Ihre Mitarbeiter*innen ansteht.
Prüfen Sie: Stehen Ihre Weiterbildungsangebote wirklich allen Mitarbeiter*innen offen? Aus welchen Gründen könnten Mitarbeiter*innen von der Teilnahme an einer Weiterbildung ausgeschlossen sein? Welche Folgen hat dies für Ihre Mitarbeiter*innen und deren Leistungsfähigkeit? Mit welchen einfachen Maßnahmen lässt sich dies verhindern?
Bei vielen Weiterbildungsangeboten im beruflichen Umfeld oder direkt am Arbeitsplatz erhalten die Teilnehmer*innen begleitende Lernmaterialien. Häufig handelt es sich dabei um gezeigte Präsentationen oder bei Software-Schulungen um Dokumentationen zum Produkt. Die Bereitstellung von Lernmaterialien in Papierform ist nur vor Ort möglich und ist für viele Menschen mit Behinderungen nicht barrierefrei nutzbar.
Eine barrierefreie digitale Version der Unterlagen dagegen kann von allen Mitarbeiter*innen
- auch mobil einfach genutzt werden,
- mithilfe von Stichworten schnell durchsucht werden,
- auf dem Display beliebig vergrößert werden und so ein ermüdungsarmes Lesen ermöglichen,
- aufgrund der guten Kontraste der Inhalte auch unterwegs in hellen Umgebungen genutzt werden.
Ein barrierefreier Vortrag während der Schulung zeichnet sich durch viele Kriterien aus, die allen Teilnehmer*innen zugute kommen. Beispielsweise:
- Gute Audioqualität (online) beziehungsweise gute Akustik und ausreichende Lautstärke (vor Ort) sind Voraussetzung für ein gutes Verständnis.
- Nicht zu schnelles Sprechtempo, sodass beispielsweise Dolmetschungen in Deutsche Gebädensprache und Live-Transkripte möglich sind. Bei Videokonferenzen gehen so auch nicht so schnell Wortteile aufgrund einer schwankenden Verbindungsqualität verloren.
- Inhalte auf gezeigten Präsentationen müssen kontrastreich und ausreichend groß dargestellt sein und müssen erläutert werden.
Eine barrierefreie Lernumgebung hilft ebenfalls allen Mitarbeiter*innen bei der Einarbeitung in das neue Thema. Egal ob online oder vor Ort, die (digitale) Umgebung sollte folgende Voraussetzungen erfüllen:
- eine leichte Orientierung ermöglichen
- vor Ort: durch Beschilderung
- online: durch eine übersichtliche Struktur
- wenig Ablenkungen enthalten
- vor Ort: kein Lärm und keine Störungen
- online: durch eine auf das wesentliche reduzierte Oberfläche ohne Animationen oder störende Einblendungen
- mit Hilfsmitteln funktionieren
- vor Ort: zum Beispiel Schulungsräume buchen mit Induktionsschleife für teilnehmende Hörgeräteträger
- online: zum Beispiel Videokonferenz-Systeme einsetzen, die mit Hilfsmitteln nutzbar sind
Planen Sie die Barrierefreiheit in Ihre Weiterbildungsangebote nicht erst ein, wenn erste Anfragen von Mitarbeiter*innen mit Schwerbehinderung zur Zugänglichkeit der geplanten Veranstaltung eingehen.
Planen Sie die Barrierefreiheit vorausschauend ein:
- Barrierefreiheit von Anfang an einzuplanen ist kostengünstiger als nachträgliche Sonderlösungen, die zusätzlich parallel erstellt und gepflegt werden müssen.
- Auch wenn keine Teilnehmer*innen mit Behinderungen auf die Barrierefreiheit angewiesen sind, bietet diese die bereits dargestellten Vorteile für alle Mitarbeiter*innen.
- Sollte ein Mitarbeitender infolge eines Unfalls oder einer Krankheit zu einem späteren Zeitpunkt beispielsweise auf ein technisches Hilfsmittel angewiesen sein, ist der Zugriff auf die Unterlagen der Weiterbildung weiterhin problemlos möglich.
- Mitarbeiter*innen mit Behinderungen zeigen aufgrund der Befürchtung, dass es Probleme bei der Teilnahme an einem nicht barrierefreien Angebot geben könnte, ansonsten möglicherweise kein Interesse für die Weiterbildungsangebote, werden daher nicht optimal gefördert und können so ihre Potenziale nicht voll ausschöpfen.
- Einige Anforderungen benötigen entsprechenden zeitlichen Vorlauf, wie zum Beispiel die Beauftragung der Gebärdensprachdolmetscher*innen für den gewünschten Termin. In diesem Fall ist außerdem eine entsprechende technische Unterstützung durch ein möglicherweise eingesetztes Videokonferenz-Tool bei Online-Angeboten notwendig, damit das Videobild der Dolmetscher*innen immer für die gehörlosen Teilnehmer*innen im Sichtbereich liegt.
Digitale Barrieren bei Veranstaltungen treten häufig in diesen Bereichen auf:
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Präsenz-Schulungen finden häufig nicht in den Räumen des Arbeitgebers statt, sondern bei Produktschulungen beispielsweise beim Hersteller oder, wenn mit externen Anbietern kooperiert wird, in deren Schulungsräumen. Werden größere Veranstaltungen wie von Branchenverbänden organisierte Konferenzen besucht, finden diese meist in gebuchten Event-Räumen von Hotels oder Tagungszentren statt. Informationen zu Anreise und Ausstattung der Räume, auch in Bezug auf Barrierefreiheit, finden die Teilnehmer*innen in der Regel online. Sind diese Informationen nicht barrierefrei gestaltet, können sich Teilnehmer*innen mit Schwerbehinderung im Vorfeld der Veranstaltung nicht selbstständig informieren.
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Online-Schulungen, wie sie viele während der Corona-Pandemie kennengelernt haben, werden häufig mit Videokonferenzsystemen durchgeführt. So sind interaktive Workshops auch in einem Online-Format möglich. Es gibt zahlreiche Anbieter solcher kostenpflichtigen und kostenfreien Systeme. Möglicherweise werden Live-Online-Schulungen auch mit E-Learning-Inhalten kombiniert. Hierfür existieren ebenfalls zahlreiche Lernsysteme mit unterschiedlichen Möglichkeiten, Lerninhalte online anzubieten. Viele dieser Systeme lassen sich nur unzureichend mit Computer-Hilfsmitteln durch Menschen mit Schwerbehinderungen bedienen.
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Nicht barrierefrei gestaltete Schulungsmaterialien, häufig bereits die von den Referent*innen eingesetzten Präsentationen, schließen Menschen mit Behinderungen von der gleichberechtigten Teilnahme an Schulungen aus. Häufige Barrieren in den Präsentationen sind fehlende Alternativtexte für die verwendeten Grafiken, Fotos und Schaubilder. Blinde und sehbehinderte Mitarbeiter*innen haben so keinen Zugriff auf die Inhalte. Auch PDF-Dokumente, die eingescannte Materialien enthalten, sind meist unzugänglich. Denn sie enthalten die Inhalte nur als Bild, das zusätzlich keinerlei Struktur enthält, die gerade bei längeren Dokumenten zur Navigation im Dokument verwendet werden könnte.
Teilhabe 4.0-Toolbox und auch in diesen ergänzenden Angeboten externer Anbieter:
Weitere Informationen finden Sie am Ende des Beitrags in den nächsten Schritten der- : Hier finden Sie eine Übersicht über Seminaranbieter im Themenfeld berufliche Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderung. Rehadat-Seminaranbieter
- Inclusion-Journey: Das abgeschlossene Projekt Wayin bietet eine Reise an Arbeitsplätze, an denen Inklusion bereits gelebte Realität ist.
- : Projekt-Materialien, um bestimmte Fragestellungen aus dem Bereich der beruflichen Weiterbildung für sehbeeinträchtigte Menschen ausführlicher zu klären. Projekt „iBob“