Überblick Digitale Barrierefreiheit – ein Mehrwert
- Anspruch:
- Aufwand:
- Zielgruppe: Management
Die Digitalisierung am Arbeitsplatz ist für immer mehr Branchen und Behörden ein wichtiges Thema. Unternehmen und Behörden, die digital gut aufgestellt sind, konnten flexibel in der Corona-Pandemie reagieren: Mitarbeitende konnten aus dem Homeoffice auf die digitale Infrastruktur am Arbeitsplatz zugreifen, die Kommunikation im Team, zu Kund*innen und Auftraggeber*innen funktionierte online weiter. Weiterbildungsangebote in Form von Webinaren wurden zur Selbstverständlichkeit.
Dieser Digitalisierungsschub mit seinen veränderten Arbeitsstrukturen setzt sich aktuell in vielen Bereichen auch über die Situation der Pandemie hinaus fort. Sind die vielfältigen digitalen Arbeitsumgebungen aus Software, Apps, Online-Angeboten und digitalen Dokumenten von Anfang an barrierefrei gestaltet, profitieren alle davon. Mitarbeitende mit Behinderungen können dann ohne Barrieren am Arbeitsleben teilhaben. Die Nutzung der digitalen Angebote wird für alle einfacher und intuitiver. Arbeitgeber*innen stehen mehr Fachkräfte zur Verfügung und barrierefrei gestaltete Produkte und Dienstleistungen bieten einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen. Damit eröffnen sich auch global neue Märkte.
Digitale Barrieren können in unterschiedlichsten Bereichen bestehen. Die Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit können beeinträchtigt sein.
Schlechte Kontraste, zu kleine Schrift, ausschließlich Audio- und Video-Inhalte ohne dazugehörigen Text in einer Situation, wenn man diese gerade nicht laut abspielen kann. Solche Umstände hat jeder schon einmal erlebt. Häufig sind diese Barrieren mit etwas Aufwand überwindbar, wenn man die Einstellungen am eigenen Gerät anpasst oder den Abstand zum Display verringert. Ein Aufwand der allerdings auch vermeidbar wäre und der Zeit, häufig Arbeitszeit, kostet. Für Menschen mit einer Sehbehinderung ist dies auch mit entsprechendem Aufwand nicht immer lösbar, wenn sich die Anwendung zum Beispiel gegen individuelle Einstellungen zugunsten des gewünschten Designs sperrt.
Anwendungen, die auf Grundlage von Standards entwickelt wurden, enthalten diese Barrieren nicht. Fordern Sie dies ein bei neuen IT-Systemen oder Systemerweiterungen! Gut wahrnehmbare Oberflächen und Inhalte nutzen allen. Viele Anforderungen der Barrierefreiheit haben Schnittmengen zur Usability, User Experience und Softwareergonomie.
Nicht in allen Situationen steht eine große Arbeitsfläche sowie eine Maus oder ein Trackball bei der Nutzung von Software zur Verfügung. Unterwegs ist häufig das Touchpad des Notebooks die einzige Option, in Bahn oder Flugzeug kommt eine bewegte Umgebung und ein begrenztes Platzangebot erschwerend dazu. So passieren schnell Bedienfehler, die Zeit und Nerven kosten.
Blinde Menschen oder auch Menschen mit einer motorischen Einschränkung nutzen meist andere Eingabegeräte. Dies kann jedoch nur funktionieren, wenn bereits bei der Entwicklung der digitalen Anwendungen nicht zwingend die Nutzung eines Zeigegerätes wie der Maus oder eine Wischgeste auf dem mobilen Gerät in die Benutzerschnittstelle eingeplant wurde, sondern auch andere Optionen für die Bedienung berücksichtigt wurden.
Von einer mit der Tastatur oder anderen Eingabegeräten bedienbaren Anwendung profitieren alle Anwendende: Häufig genutzte Funktionen sind meist mit Tastaturkürzeln oder Spracheingabe schneller und auch unterwegs weniger fehleranfällig aufrufbar. Klar erkennbare Bedienelemente sparen ebenfalls allen Nutzenden Zeit und vermeiden Fehler. Auch dies sind in der Softwareergonomie seit langem bekannte Grundsätze.
Überladene Software-Anwendungen, viel zu viele Funktionen, die kaum genutzt werden und die die häufig genutzten und viel gesuchten Funktionen verdecken. Vielen wird dies bekannt vorkommen. Nicht immer ist direkt erkennbar, wo sich eine Funktion oder ein Inhalt in der Navigation versteckt.
Konsistente, intuitiv verständliche Inhalte und Funktionen sind daher eine wichtige Voraussetzung, um Menschen mit Lernschwierigkeiten die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen, aber auch um allen Personen die Nutzung zu erleichtern. Verständlich gestaltete Anwendungen sparen Einarbeitungszeit und vermeiden Fehler aufgrund von Missverständnissen.
Die Welt der Endgeräte, mit denen heute auf Software, Apps und Online-Services zugegriffen wird, ist kaum noch überschaubar. Diverse Browser, Player und Plattformen kommen zum Einsatz.
Dies bei der Entwicklung zu berücksichtigen ist wichtig und muss auch die Nutzung von Hilfsmitteln wie Screenreadern, also einer Sprachausgabe, oder alternativen Eingabegeräten einschließen. Nur so lassen sich spätere aufwändige Anpassungen der Systeme vermeiden, wenn zum Beispiel ein Mitarbeitender aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit auf Hilfsmittel angewiesen ist, um seine berufliche Tätigkeit weiter ausführen zu können.
Meist treten diese Barrieren in Systemen auf, wenn Standards bereits in der Entwicklungsphase der digitalen Produkte oder Dienstleistungen nicht berücksichtigt wurden.