Überblick Leichte Sprache mit künstlicher Intelligenz
- Anspruch:
- Aufwand:
- Zielgruppe: Öffentlichkeitsarbeit
Menschen mit Behinderungen haben entsprechend der UN-Behindertenrechtskonvention ein Recht auf barrierefreie Informationen. Menschen mit Lese- und Lernschwierigkeiten helfen Texte in Leichter Sprache dabei Informationen zu verstehen. Da der Übersetzungsprozess zeit- und kostenintensiv ist, finden sich bei den meisten Anbietern von Informationen nur wenige Inhalte in Leichter Sprache.
Spätestens seitdem KI-Tools wie ChatGPT für jeden verfügbar sind, liegt es nahe, KI, also Künstliche Intelligenz, auch für die Übersetzung von Texten einzusetzen.
Im Gegensatz zu Übersetzungen in eine andere Sprache ist bei der Nutzung von Übersetzungstools in Leichte Sprache jedoch einiges zu beachten. Trotzdem kann der Einsatz solcher Tools den Übersetzungsprozess durch Textschaffende unterstützen und dabei helfen, mehr Inhalte und Informationen in Leichter Sprache verfügbar zu machen.
Zunächst sollte geklärt werden, ob die mithilfe der KI erzeugten Texte wirklich den Regeln Leichter Sprache folgen oder nur verständlicher beziehungsweise einfacher sind als der Ausgangstext.
Regeln für das Schreiben von Texten in Leichter Sprache werden beispielsweise bereitgestellt:
- vom Netzwerk Leichte Sprache als Regeln für Leichte Sprache
- in einem Normentwurf DIN SPEC 33429 Empfehlungen für Deutsche Leichte Sprache
Auf die Anbieter- beziehungsweise Herstellerangaben der KI-Tools zu der Einhaltung der Leichten Sprache-Regeln sollte man sich nicht verlassen. Die Anbieter arbeiten in der Regel profitorientiert und selten gemeinwohlorientiert, auch wenn gelegentlich dieser Eindruck erzeugt wird. Die Qualität der erzeugten Texte muss daher zunächst kritisch betrachtet und in Bezug auf die Einhaltung der Regeln beurteilt werden.
Während es bei automatischen Übersetzungen in Fremdsprachen nur auf den Text ankommt, ist bei einem Text in Leichter Sprache auch die Gestaltung der Texte wichtig. Die automatische Übersetzung des Textes kann also ein Baustein beim Bereitstellen von Texten in Leichter Sprache sein, aber die Gestaltung des Textes entsprechend der Regeln für Leichte Sprache muss anschließend noch manuell erfolgen.
Ein Text in Leichter Sprache wird beispielsweise in einer größeren Schrift und mit größerem Zeilenabstand formatiert sowie durch Überschriften und Listen übersichtlich gegliedert, um das Lesen des Textes zu erleichtern.
Ein weiteres wichtiges Element für das Verständnis des Textes in Leichter Sprache ist die Ergänzung um passende Bilder, die das Textverständnis unterstützen. Wie dies aussehen kann, ist beispielsweise auf der Seite der Toolbox in Leichter Sprache zu sehen.
Texte, die durch das Logo für einfaches Lesen („Easy Reading“) von „Inclusion Europe“ gekennzeichnet werden, müssen durch Menschen mit Lernschwierigkeiten geprüft worden sein.
Die Prüfung der Texte durch Menschen mit Lernschwierigkeiten entspricht auch den Regeln des „Netzwerks Leichte Sprache“ und den aktuellen Empfehlungen im Entwurf der DIN SPEC 33429.
Das heißt automatisch mit KI-Unterstützung übersetzte Texte sollten nach der entsprechenden Gestaltung und Ergänzung um Bilder noch von ausgebildeten Prüfer*innen gelesen und beurteilt werden, bevor die Texte veröffentlicht oder verwendet werden.
Nach der Prüfung und der gegebenenfalls erforderlichen Überarbeitung des Textes oder der Bildauswahl, sollte der Text mit dem entsprechenden Logo von „Inclusion Europe“ gekennzeichnet werden.
Automatisch mithilfe von Übersetzungstools in Leichte Sprache übersetzte Texte können den Übersetzungsprozess durch Textschaffende unterstützen.
Unabhängig davon, ob eine KI oder ein Mensch den Textentwurf in Leichter Sprache verfasst hat, sollte der letzte Schritt, die Prüfung des Textes durch Menschen mit Lernschwierigkeiten, nicht entfallen, um Zeit und Kosten zu sparen. Dies könnte sich negativ auf die Qualität der Texte in Leichter Sprache auswirken.
Auch eine Weiterentwicklung der Texte und Regeln, wie sie kontinuierlich stattfinden sollte, wäre ohne die qualifizierten Rückmeldungen der Prüfer*innen nicht möglich. Die KI würde immer auf Grundlage der alten bereits vorliegenden Texte, möglicherweise nach einiger Zeit sogar auf Grundlage bereits durch KI übersetzter Texte, neue Texte in Leichte Sprache übertragen. Die Qualität beziehungsweise Verständlichkeit der Texte würde so vermutlich ohne neue Trainingsdaten, deren Qualität durch menschliche Prüfer*innen sichergestellt wurde, kontinuierlich abnehmen. Diese Effekte sind aktuell noch Gegenstand der Forschung.
Während einige grundsätzliche Fragen hierzu aktuell noch in der Diskussion beziehungsweise rechtlichen Klärung sind, wie die Rechte an den Trainingsdaten, die in diesem Fall bei den menschlichen Übersetzer*innen und den beteiligten Prüfer*innen liegen könnten, sollten die Nutzungsbedingungen des jeweiligen KI-Anbieters in Bezug auf die Nutzungsrechte und das Urheberrecht der generierten Texte geprüft werden. Für OpenAI, den Anbieter von ChatGPT, läuft aktuell beispielsweise eine Prüfung in Bezug auf den Datenschutz. Ein spannendes Thema, zum dem sicherlich noch viele Fragen rechtlich geklärt werden müssen.
Während es schon länger Tools gibt, die Texte auf die Verständlichkeit hin automatisch prüfen, versprechen diese KI-Tools automatische Übersetzungen in Leichte Sprache beziehungsweise wurden diese Tools unter anderem für Übersetzungen genutzt:
- Erfahrungen und Tipps zur Nutzung von ChatGPT von OpenAI für die Übersetzung von Texten in Einfache Sprache
- Leichte Sprache im Handumdrehen
- SUMM AI – Leichte Sprache auf Knopfdruck! auf Basis von DeepL
- capito digital
Auswahlkriterien zum Finden eines geeigneten KI-Tools für die eigenen zu übersetzenden Texte, sind neben der Qualität der erzeugten Texte, unter anderem das jeweilige Kostenmodell und die Integrationsmöglichkeiten in Content Management Systeme (CMS) oder die eingesetzte Textverarbeitungssoftware.
Einige Anbieter, die Informationen in Leichter Sprache bereitstellen, setzen bereits KI-Tools ein und berichten über ihre Erfahrungen: